Eine Frage des Selbstvertrauens 09.01.2008

In den Ferien, nach Sylvester, am Dienstag bekam ich eine ziemlich starke Erkältung. Mir ging es wie jedem, der krank ist: Null Bock auf gar nix, man fühlt sich schwach und fühlt sich nicht im Stande irgendetwas zu tun.
Natürlich wollte ich das Gitarrespielen wegen ein bisschen Erkältung nicht sein lassen und habe wie üblich (viel) gespielt. Am Abend war ich dann jedoch total entmutigt, weil wirklich gar nichts ging – ich hatte kein Gefühl und konnte nicht mal mittelschnelle Licks spielen. Am nächsten Tag war ich immer noch krank, wir fuhren aber weg, für 2 Nächte.

Am Freitag kam ich wieder und mit mir der Bass, den ich bei Thomann bestellt hatte. Natürlich total begeistert hocke ich mich gleich hin und spiele den ganzen Tag Bass. Bis Sonntag habe ich kaum Gitarre gespielt – nur Bass.

Montag dann, am ersten Tag Schule nach den Ferien, hatte ich natürlich keine Lust auf Hausaufgaben und habe mich an meine Gitarre gesetzt. Entsetzt habe ich festgestellt, dass ich vom Bassspielen überhaupt kein Gefühl für die “mickrigen” Saiten der Gitarre hatte.

Das Gefühl kam natürlich nach etwa einer Stunde wieder und ich habe weiter vor mich hingejammt. (Ich würde behaupten, dass ich simple Licks schon recht gut shredden kann – ich hab’ noch Schwierigkeiten mit Sauberkeit bei Licks, die sich über mehr als 2 Saiten erstrecken und bei Licks, bei denen Ring- und Mittelfinger viel gemeinsam zum Einsatz kommen. Das ist ja vollkommen normal, das kommt schon mit Zeit und Übung^^).
Am Abend habe ich mir sabbernd ein Metallica-Bootleg von der 2006′er Tour angeschaut und war natürlich hinterher total inspiriert (und Kirk hat gebatzt, und wie! :mrgreen: ). Ich hebe meine Gitarre auf und nehme – wie mein Vorbild Kirk – nicht so viel Rücksicht auf Sauberkeit. Als ich dann wieder ein paar normale, einfache Shredding-Licks SAUBER spielen möchte, bin ich total entmutigt. Es hat gar nichts mehr funktioniert – NIX. Ich glaube ich war noch nie so frustriert über mein Gitarrenspiel, wie in dieser Woche.

Natürlich habe ich mir eingeredet, dass es an meinem 6tägigen Gitarrenentzug liegt, dabei haben solche (unfreiwillige) Pausen einer Tätigkeit sich immer positiv (nach einer gewissen Einspielzeit natürlich) auf mich ausgewirkt. Egal, ob es Tennis, Computerspiele oder eben das Gitarrespielen waren.

Am Dienstag konnte ich langsam wieder simple 1-Saiten-Licks schnell runterspielen, aber als ich mich dann wieder an 2-Saiten-Shred-Licks versucht habe, verschwand die Motivation schlagartig und ich ging ins Bett.

Heute nachmittag habe ich mich wie an den Vortagen verkrampft an die Gitarre gesetzt und sie kurz danach demotiviert weggelegt. Ich sah mir zur Ermutigung bei YouTube ein paar Michael Angelo Batio und Paul Gilbert Videos an.

Motiviert schnappe ich mir die Gitarre und – oh Wunder – die 2-Saiten-Licks funktionieren!! Ich denke an meine vorherigen Anstrengungen und sofort geht das Gebatze wieder los.

Wenn ich Techniken oder Licks noch nicht lange kann, dann mache ich auch häufiger Fehler – das ist klar. Stress, Verkrampfung oder Konzentration auf die Bewegung jedes einzelnen Fingers nehmen mir das Gefühl und es geht von diesen Licks gar nichts mehr. Ich denke das war bei mir mal wieder der Fall – ich habe mich auf die Bewegung jedes einzelnen Fingers und auf die Koordination zwischen linker und rechter Hand konzentiert – wollte ich schneller werden, wurde ich total verkrampft => demotiviert und gestresst.

Wenn ich mich jetzt hinsetze und einfach drauf losspiele, funktionieren die Licks wieder meistens so gut wie immer. :)

Ich bin weder Gitarrenlehrer, noch erfahren mit meinen 2 Jährchen Gitarrensucht, aber ich denke, dass es gerade angehenden Gitarristen es ähnlich wie mir geht. Deshalb will ich vielleicht doch noch etwas wie “Rat” loswerden:

Wenn ihr etwas nicht mehr könnt, was ihr schon mal konntet (etwa nach einem “Urlaub” ohne Gitarre), dann braucht es einfach Zeit, bis man wieder seine normale Spielstärke findet. In dieser Zeit würde ich mich nicht (mehr ;) ) darauf versteifen gleich so schnell zu spielen wie früher, sondern die Sache ruhig angehen zu lassen und einfach nach Gefühl ohne nachzudenken zu spielen.

Ich glaube es ist einfach eine Frage des Selbstvertrauens, wie schnell man etwas (erneut) lernt. Wenn ich mich an eigenen Songs versuche kommen die besten Ideen auch immer nach einem Konzert oder Stunden exzessiven Musikkonsums. Dann denke ich mir: “Rockstar werde ich auch mal – was die können, kann ich schon lange”. Auch wenn das mit dem Können nicht unbedingt der Wahrheit entspricht, gehe ich trotzdem mit genau der Sicherheit an die Gitarre und es läuft einfach am Besten. :)

So, ich glaube das war mein bislang längster Blogeintrag hier. Ich würde mich über Kommentare von Gitarristen mit ähnlichen Erfahrungen freuen. Und NEIN, es ist nicht meine Intention lehrreich zu klingen, ich wollte einfach der Welt mein klein bisschen Erfahrung schenken. :)


Kommentare:

Georg

ich glaube deine neuen Erfahrungen sind sehr wertvoll, auch für die Zukunft. Selbst mir geht es so, dass ich nach einer Zwangspause total eingerostet bin. Ich nehm mir dann EINEN GANZEN TAG zeit, um wieder rein zukommen. Spiel genau die Warm-ups die ich im Unterricht mit meinen Schülern mache und trainiere am Anfang nur Rhythmus. Das schöne dabei ist, der Kopf ist frei für neue Ideen und Ansätze beim spielen. Aber die Finger brauchen einfach länger, um wieder beweglich zu sein.

Zum Bass: Das mit dem unterschiedlichen Spielgefühl beim “switchen” gibt sich irgendwann… :-)


Georg

Ach noch was, so persönliche Blogposts sind einfach spannend! weiter so :-)


Macks

:D


Nookie

danke für den “bericht”^^

meine Empfehlung wäre,einfach mal langsam und sauber spielen…klingt öde,aber es ist teilweise richtig schwer langsam zu spielen (spiel mal achtel bei 25Bpm^^) und dadurch wird das Spiel sauberer…

Manchmal schadet es nicht,auch mal ´ne woche nicht zu spielen…wenn du das Gefühl hast eher scholechter zu werden..brauchste dich auch nicht wundern…geht (anscheinend) jedem so..

naja,whatever^^

keep on rockin´


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